[Mapbender-users] Verzerrung EPSG 4326

Arnulf Christl arnulf.christl at wheregroup.com
Sun Apr 13 16:10:46 EDT 2008


Hallo,
hier noch ein paar Ergänzungen, weil das auch im Zuge von INSPIRE ein
recht wichtiges Thema sein wird.

WGS84 ist eigentlich nicht dazu geeignet Deutschland abzubilden, da es aus
äquatorialer Perspektive dargestellt und verzerrt wird. Aber es ist eben
das "World Geodetic System" und damit der kleinste gemeinsame Nenner der
ganzen Welt (mal abgesehen von den Polkappen, die sich gar nicht damit
abbilden lassen). Für viele Metadaten-Fragestellungen (welches Gebiet
deckt der Dienst ungefähr ab) reicht das auch, da hier keine Karte
gezeichnet werden muss.

In der WGS84-Definition des OGP[1] als "EPSG 4326" [2] ist in Zusammenhang
mit dem OGC WMS Standard  zusätzlich eines der (wie ich finde)
abgefahrensten Probleme deutlich geworden, das auftritt wenn Vermesser,
Geographen und Software-Entwickler aufeinandertreffen. In der OGC WMS
Spezifikation werden offiziell (und korrekt) lat/lon (Breitengrad,
Längengrad) Koordinaten für die Angabe des Umgebungsrechtecks gefordert.
Praktisch alle Software-Implementierungen definieren dieses
Umgebungsrechteck und auch alle Aufrufparameter jedoch in (Längengrad,
Beitengrad), weil das für Software-Entwickler irgendwie natürlicher ist
(wer sagt schon "y,x"-Koordinate). Hier gibts mehr dazu:
http://wiki.osgeo.org/wiki/Axis_Order_Confusion

Man könnte das Bild mit einer Verzerrung vom OGC WMS Server angefordern -
das geht schon. Wir nutzen diese Eigenschaft derzeit, um Schrägluftbilder
präsentabel zu machen, hier gibt es ein Papier dazu:
http://www.wheregroup.com/files/WMS_oblique_images_best_practices.pdf

Allerdings ist das dann kein Koordinatensystem mehr, sondern halt
irgendwas. Ich habe hier mal drei Beispiele eingestellt die das
verdeutlichen:
http://www.mapbender.org/User_talk:Arnulf_Christl
Es ist jedes Mal der identische REQUEST, nur die Anzahl der vertikalen
Pixel des Bildes wurde verändert.

Eine ganze Reihe von Servern implementiert den OGC WMS Standard ausserdem
falsch und liefert gemittelte Bilder zurück, egal was angefordert wird.
MapServer, GeoServer und deegree (die drei großen Open Source Lösungen)
machen es allerdings richtig.

Die einzige Lösung, die mir einfällt ist, die Betreiber der Dienste
anzusprechen und sie davon zu überzeugen möglichst viele
Koordinatensysteme zu unterstützen, vor allem die der Nachbarländer.

Gruß,
Arnulf Christl.

[1] http://www.ogp.org.uk/
[2] http://www.epsg.org/

On Thu, April 10, 2008 19:42, Karsten Vennemann wrote:
>

>
> Hallo Mike,
>
>
>>> So wie ich das verstanden habe
>>>
>>>> reicht der Mapbender die SRS Einstellung des Clients nur an den WMS
>>>>
>>> Server weiter. Alle WMS Server müssten also 25832 unterstützen.
>>>
>
> Das stimmt genau, es gibt sonst keine Möglichkeit sie in im
> Koordinatensystem 25832 darzustellen (sie werden ja als Rasterbild
> geliefert und nicht als Vektor).
>
>>>> Da wir in Zukunft auch polnische oder andere europäische
>>>> WMS-Server
>>>> einbinden wollen, wollten wir lieber das europäische/weltweite 4326,
>>>> als das deutsche 25832 nehmen. Außerdem bieten fast alle WMS Server
>>>> auf der Welt das 4326 als Koordinatensystem an. Bei 4326 haben wir
>>>> nun aber das Verzerrungsproblem.
>>>>
>
> Es stimmt, dass Deutschland in geographischer Darstellung (4326 ist ja
> nicht wirklich eine Kartenprojektion sondern es sind  Daten) so zerzerrt
> aussieht. Das liegt aber nicht an Mapbender oder dem WMS Datenserver (etwa
> Mapserver
> oder Geoserver) sondern an daran das die Daten nicht projiziert sind und
> ist also ein generelles Problem der Darstellung von 3D Daten (Erde) in 2D
> (Karte).
>
>
>>>> Google hat das Problem bei Google Maps ja serverseitig gelöst
>>>> indem sie die Erde als Spheroid (EPSG 900913) darstellen und nicht
>>>> als Ellipse. In
>>>> vielen deutschen Geoservice Application Profiles (GAP) der Länder
>>>> und des Bundes ist immer von 4326 als europäisches
>>>> Koordinatenformat die
>>>> Rede. Das Verzerrungsproblem wird nur im Brandenburger GAP erwähnt.
>>>>  Deswegen dachte ich das Problem läßt sich einfach mittels
>>>> clientseitiger Konfiguration lösen (4326 + Verzerrung=aus).
>>>>
>
> Es ist universell ein "Problem" und liegt in keiner Weise am WMS Server
> (du
> kannst jeglichen WMS Kartenserver nehmen und auch jeglichen Client, das
> wird nichts an der Darstellung ändern,  EPSG 4326 wird immer so aussehen.
> Da kann
> man also auch keinen "Verzerrungsfaktor" ausschalten da es keinen gibt :)
> .
> Wie Michael gesagt hat, der Mapbender stellt das total korrekt dar...
>
>
>>>> Außerdem steuert der Client
>>>> ja direkt das Seitenverhältnis indem er die Angaben für den BBOX
>>>> Parameter der Getmap Anfrage generiert.
>>>>
>
> Das hat damit nichts zu tun.
>
>
> Du hast letztendlich zwei Moeglichkeiten um die Daten darzustellen:
> 1. Verwende EPSG 4326 und nimm die Darstellung in Kauf ("Zerzerrung"). An
> der kannst du nichts ändern - es sei denn du hast die Daten im
> Vektorformat,
> oder als WFS und kannst sie umprojizieren.
>
> 2. Versuche die Daten in Vektorform zu erhalten (ich weiss das wird
> schwierig sein) und binde sie als einen eigenen WMS ein der das
> Koordinatensystem unterstützt das du benötigst, oder kontaktiere die
> Betreiber der WMS die du einbinden möchtest und frage sie ob es Möglich
> wäre dein Koordinatensystem im WMS Service hinzuzufügen :) .
>
> Ciao und viel Erfolg
> Karsten
> --
> View this message in context:
> http://www.nabble.com/Verzerrung-EPSG-4326-tp16588882p16610714.html
> Sent from the mapbender-users mailing list archive at Nabble.com.
>
>
> _______________________________________________
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> http://lists.osgeo.org/mailman/listinfo/mapbender_users
>
>


-- 
Arnulf Christl
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