AW: [NAS] 7 magische Zahlen

OebVermIng Brinkmann oebverming.brinkmann at arcor.de
Mit Feb 25 05:11:50 EST 2009


Hallo Liste,

ein paar Anmerkungen zu dem Beitrag von Herrn Jäger: 

> -----Ursprüngliche Nachricht-----

> Hallo Freunde von ALKIS,
>  nachdem PostNAS erste Tabellen gefüllt hat und der ALKIS-WMS 
> schöne Bilder zeigt, kommt ein Problem an die Oberfläche, 
> dass ich gerne noch länger verbuddelt lassen würde: der 
> Lagebezugswechsel von Gauss-Krüger zu UTM/ETRS89.
> 
> Zusammen mit dem Verfahrenswechsel haben die 
> ALKIS-Weltmeister in Lippe eine "Transformation über 1000 
> Punkte" im Kreisgebiet durchgeführt. Auf einer 
> Informationsveranstaltung wurde den Kommunen erläutert, dass 
> die dabei aufgetretenen Spannungen i.d.R. im 
> Zentimeter-Bereich lagen, maximal im unteren 
> Dezimeter-Bereich; also innerhalb der Darstellungsgenauigkeit 
> bei den meist verwendeten Maßstäben.

Das ist auch im Prinzip so (siehe nachfolgend).

> Dieser Plan ging - offensichtlich irrtümlich - davon aus, 
> dass zwischen den Systemen GK3 (epsg:31467) und UTM32 
> (epsg:25832) eine feste mathematische Beziehung besteht. 

Die feste Beziehung zwischen den !!mathematisch definierten!! Systemen besteht tatsächlich. Das Problem ist, dass die existierenden GK3-Koordinaten gar keine mathematisch sauberen Gauß-Krüger-Koordinaten entsprechend den epsg-Codes sind.
Die Unterschiede resultieren zu einem wesentlichen Teil aus der Historie der Entstehung der Festpunkte der Landesvermessung (TP=trigonometrische Punkte). Auf diese Festpunkte wurden letztendlich alle Vermessungem bezogen, deren Ergebnisse man heute in den Karten (auch WMS) sieht. Allerdings sind die Koordinaten dieser Festpunkte nach heutigen Kriterien sehr inhomogen bestimmt worden. Das ging soweit, dass man gerade in Nordrhein-Westfalen früher in den Gauß-Krüger-Koordinaten sogar eine Maßstabsdifferenz vom Rhein bis in den lippischen Raum zu verzeichnen hatte. Während meines Studiums in Bonn gab es von Vortragenden des Landesvermessungsamtes NRW Ende der 70-iger Jahre noch die klare Direktive, keine homogenen Verhältnisse herzuführen, da Aufwand und Nutzen in keinem vernünftigen Verhältnis gesehen wurden. Die Unzulänglichkeiten fielen kleinräumig nicht auf und im Bereich des Katasters galt das "Prinzip der Nachbarschaft". Nur für die enge Nachbarschaft war sicherzustellen, das Vermessungsergebnisse homogen zueinander passten.
Das Ganze äußerte sich damals und in den Folgejahren in unterschiedlichen GK3-Bezügen: PreuLA-Koordinaten, Netz77-Koordinaten u.a.. Der komplette Datenbestand GK3 ist ein Mischmasch aus diesen Einzelbezügen. Erst ab dem 1.1.2009 müssen Vermessungen in NRW konsequent nur noch in ETRS-Koordinaten abgegeben werden.

Um die Inhomogenitäten heute in den Griff zu bekommen, wurden und werden in NRW genau wie in anderen Bundesländern tausende von Passpunkten im ETRS und Gauß-Krüger-System bestimmt, mit denen man die "lokalen" Gauß-Krüger-Koordinaten nach UTM ziemlich genau transformieren kann. Es bleiben in der Regel dann wirklich nur noch wenige cm Klaffung übrig. Ich denke, die obige Aussage der Vortragenden in Lippe bezog sich auf diesen Zusammenhang.
In meinem jetzigen Bundesland Sachsen-Anhalt liegt die beschriebene Problematik bei der Umstellung im Prinzip nicht vor, da die Koordinaten der Liegenschaftspunkte unabhängig von einer Koordinatenprojektion immer als örtliche Koordinaten abgelegt sind. Der großräumige Bezug wird über relativ wenige Einzelpunkte durch Transformation jedesmal neu hergestellt. Der Vorteil ist, das keine Abhängigkeit vom Bezugssystem vorliegt.

 
> Es nutzt dem Geisterfahrer nichts, wenn er Recht hat und die 
> anderen falsch fahren. Es wird zum Crash kommen.
> Bis auch das Land "korrigierte" Koordinaten verwendet, sehe 
> ich die Lösung darin, die ALKIS-Daten während der 
> PostNAS-Konvertierung wieder auf die "unverbesserten" 
> GK-Werte zurückzuverschlimmbessern.

Das funktioniert aus den oben geschilderten Gegebenheiten nicht wirklich, da die GK3-Transformationen ortsabhängig (Kreis Lippe anders als Kreis Warendorf anders als Kreis Coesfeld usw.) sein müssen. Auch innerhalb der Kreise können Bereiche anders transformiert worden sein (analog zu den Stützpunkten) als die umliegenden, um jetzt die Homogenität zwischen Örtlichkeit und Karte in Bezug auf die Daten des Liegenschaftskatasters herzustellen. Das heißt, dass man nicht die gleichen Gauß-Krüger-Koordinaten wiederbekommt, die man vor Alkis hatte, wennman mit epsg-codes rücktransformiert. Wenn es trotzdem gut passt, hat man für seinen lokalen Bereich Glück gehabt.
Man wird die auf den alten GK3-Koordinaten basieren Werte der Zweitkataster (Versorgungsträger usw.) wohl oder übel ähnlich umtransformieren müssen, da man sonst Probleme bekommt. Wenn nicht im Innenbereich so doch sehr wahrscheinlich an den Rändern. 
 
> Unsere kommunale (+NRW) Mapserver-Welt bleibt dann allerdings 
> "unkompatibel" zu den Diensten der Kreisverwaltung, von denen 
> ich annehme, dass sie ab sofort "korrigierte" Koordinaten verwenden.

Es kann sein, dass das für einen hoffentlich kurzen Zeitraum notwendig wird, um weiterarbeiten zu können.

Zusätzlich sollte man an den entsprechenden Stellen allerdings dringlich auf das Problem aufmerksam machen und um eine Lösung bitten.

Mit freundlichem Gruß

Heinz-Theo Brinkmann

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